Misstrauen in Trainings
In einem meiner Arbeitssicherheits-Trainings erlebte ich eine Situation, die mich zum Nachdenken gebracht hat: Aufgrund technischer Probleme mit dem Ton wurde versehentlich die automatische Live-Untertitelung der PowerPoint-Präsentation aktiviert. Innerhalb von Sekunden entstand unter den Teilnehmer:innen große Verunsicherung und Misstrauen – die Sorge, dass ihre Aussagen mitgeschnitten oder gespeichert werden könnten, war spürbar.
Misstrauen gegenüber Datenschutz oder Unsicherheit im Umgang mit sensiblen Themen?
Automatische Untertitelung bedeutet nicht automatisch eine Aufzeichnung. Und doch zeigt diese Reaktion, dass viele Mitarbeitende sehr sensibel auf digitale Systeme reagieren und möglicherweise unsicher sind, inwieweit ihre Aussagen geschützt sind. Besonders in sicherheitsrelevanten Bereichen ist eine offene Kommunikation essenziell, um Risiken frühzeitig zu erkennen. Daher ist es wichtig, nicht nur technische Datenschutzmaßnahmen zu gewährleisten, sondern auch ein Umfeld zu schaffen, in dem Mitarbeitende Vertrauen in den Umgang mit ihren Rückmeldungen haben. Denn Arbeitssicherheit funktioniert am besten, wenn sich alle ermutigt fühlen, Verbesserungspotenziale anzusprechen.
Unternehmenskultur & Qualitätsmanagement als Basis für gelebte Arbeitssicherheit
Arbeitssicherheit ist weit mehr als nur gesetzliche Vorgaben und technische Maßnahmen – sie lebt von einer offenen, vertrauensvollen Kommunikation und klar definierten Prozessen. Ein funktionierendes Qualitätsmanagementsystem (z. B. nach ISO 9001 oder ISO 45001) unterstützt genau diesen Ansatz, indem es Strukturen schafft, die Arbeitssicherheit systematisch verbessern und Vertrauen fördern:
- Fehlerfreundlichkeit statt Schuldzuweisung: Ein wirksames Managementsystem setzt auf eine kontinuierliche Verbesserung (KVP) – Fehler sind keine Bedrohung, sondern Chancen zur Optimierung.
- Verantwortung und klare Prozesse: Klare Abläufe und Zuständigkeiten helfen, Sicherheitsrisiken frühzeitig zu erkennen und konsequent zu minimieren.
- Führungskräfte als Vorbilder: In einem gut verankerten Managementsystem nehmen Führungskräfte ihre Rolle als Vorbilder ernst und fördern aktiv eine Sicherheitskultur.
- Dokumentation & Transparenz: Ein transparentes Managementsystem stellt sicher, dass Datenschutz und Sicherheitsmaßnahmen nachvollziehbar sind – das stärkt das Vertrauen der Mitarbeitenden.
- Beschwerde- und Meldewesen: Managementsysteme beinhalten oft anonymisierte Kanäle, über die Mitarbeitende Sicherheitsbedenken äußern können, ohne Repressalien befürchten zu müssen.
Mein Fazit:
Datenschutz ist wichtig – keine Frage. Aber mindestens genauso wichtig ist eine Unternehmenskultur, die auf Vertrauen, Offenheit und klaren Prozessen basiert. Ein funktionierendes Managementsystem ist dabei ein zentraler Baustein: Es schafft nicht nur Struktur und Verlässlichkeit, sondern unterstützt auch eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung. Denn echte Arbeitssicherheit beginnt mit einer angstfreien Kommunikation – und die braucht klare Regeln, transparente Prozesse und gelebtes Vertrauen.





