Gesundheit am Arbeitsplatz: Wie gesundheitsorientierte Führung funktioniert

Fortlaufender Wandel und ständige Veränderungen in der Arbeitswelt und damit verbundene Belastungen erfordern eine gesundheitsorientierte Führung, um psychische Erkrankungen bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern möglichst zu verhindern.

Gesundheitsorientierte Führung – welche besondere Verantwortung trägt die Führungskraft im Rahmen eines betrieblichen Gesundheitsmanagements? Wie können Leitbild, Führungsverhalten und die Gestaltung der Arbeitsprozesse positiv auf Gesundheit und Wohlbefinden der Mitarbeiter einwirken?

Gesundheitsorientierte Führung und dessen Wirkung

Neben Wertschätzung, Anerkennung und sozialer Unterstützung gelten auch das Einräumen von Handlungs-, Gestaltungs- und Entscheidungsspielräumen sowie die genaue Abgrenzung von Zuständigkeiten nachweislich als Kriterien gesundheitsorientierter Führung.

Die Darstellung aller wesentlichen Faktoren gesundheitsorientierter Führung kann nach dem KIIGA-Modell erfolgen. Das 4-Felder-Modell fasst das kulturelle Umfeld, das intraindividuelle Umfeld, das interindividuelle Umfeld sowie die gesunde Arbeitsgestaltung.

Gesundheitsorientierte Führung: Das KIIGA-Modell (Quelle: Struhs-Wehr, 2017, S. 63)

Das Leitbild und kulturelle Umfeld

Das kulturelle Umfeld eines Unternehmens beinhaltet die gelebten Werte, Überzeugungen und Normen.

Das 3-Ebenen-Modell von Edgar Schein skizziert die verschiedenen Ebenen, die bei der Entwicklung einer Organisationskultur berücksichtigt werden müssen. Dieses Modell besteht aus den Ebenen der Artefakte, der öffentlich propagierten Werte und den unausgesprochenen Grundannahmen. Die erste Ebene, die der Artefakte, umfasst alle sichtbaren Elemente der Organisation, wie Kommunikation, Verhalten, Kleidungsstil, das Unternehmenslogo und sogar die physische Struktur des Unternehmensgebäudes. Auf der Ebene der öffentlich propagierten Werte finden sich Ziele, Leitbild und Unternehmensstrategie, die von Führungskräften oft nicht vollständig transparent kommuniziert werden. Die dritte Ebene, die der unausgesprochenen Grundannahmen, repräsentiert tief verwurzelte und oft unbewusste Überzeugungen innerhalb der Organisation, die als selbstverständlich betrachtet werden.

Die 3 Ebenen der Unternehmenskultur (Quelle: Struhs-Wehr, 2017, S. 64)

Orientiert man sich an dem 3-Ebenen-Modell von Schein ist es für die Entwicklung einer gesundheitsorientierten Unternehmenskultur notwendig, dass sich das Unternehmen in allen 3 Feldern entsprechend verändert. Auf der Ebene der Artefakte verändert sich das gezeigte Verhalten und die Kommunikation, sobald das Thema gesundheitsorientierte Führung in den Unternehmensprozessen verankert ist und beispielsweise Gesundheitszirkel sowie Coaching- und Fortbildungsangebote intern angeboten werden. Die Ebene der propagierten Werte vsich durch die Aufnahme des Themas Gesundheit in das Leitbild, der Unternehmensziele und -strategie verändern. Die Ebene der Grundannahmen wird den Entwicklungen in den beiden anderen Ebenen schlussendlich folgen, indem gesundheitsförderliche Werte nach einer gewissen Zeit als selbstverständlich erachtet werden.

Für den Start und die ständige Verbesserung dieses Entwicklungsprozesses in Richtung einer gesundheitsorientierten Unternehmenskultur ist die Unternehmensleitung verantwortlich.

Gesundheitsorientierte Selbstführung

Gesundheitsorientierte Selbstführung ist Voraussetzung für gesundheitliche Führung. Dabei spielen die eigenen gesundheitsbezogenen Werte, eine gut zwischen den eigenen Bedürfnissen, Werten und Zielen und den Erwartungen und Anforderungen des Umfeldes gut ausbalancierte Selbststeuerung, gutes Selbstmanagement und Selbstfürsorge sowie die personalen Gesundheitsressourcen eine entscheidende Rolle.

Gesundheitsförderliche Mitarbeiterführung

Die Themen gesunder Mitarbeiterführung sind die gesundheitsförderliche Vorbildfunktion der Führungskräfte, die Wertschätzung als grundlegende Haltung der Führungskräfte, die Bedeutung der gesundheitsförderlichen Ressource sozialer Unterstützung sowie der passende Führungsstil. Ein gesundheitsförderlicher Führungsstil zeigt Parallelitäten mit den Prinzipien des transaktionalen Führungsstils sowie des transformationalen Führungsstil. Dabei erscheint in Hinblick auf die Gesundheit der transformationale Führungsstil durch seinen Fokus auf die Stärkung der intrinsischen Motivation von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dem transaktionalen Führungsstil überlegen zu sein.

Gesunde Arbeitsgestaltung

Führungskräfte können auf drei Ebenen auf eine gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung Einfluss nehmen. Zum einen über den Inhalt und die Merkmale der Arbeitsaufgabe, zum anderen über die Gestaltung der Arbeitsorganisation sowie des Arbeitsumfeldes.

Gesundheits- und entwicklungsförderliche Aufgabengestaltung

Gesundheits- und entwicklungsförderliche Aufgaben entstehen durch die Ganzheitlichkeit einer Aufgabe, einem entsprechenden Handlungs- und Gestaltungsspielraum, einer den Fähigkeiten und Fertigkeiten der Arbeitskraft angepassten Komplexität der Aufgabe sowie entsprechender, entwicklungsförderlicher Partizipation.

Gesundheitsförderliche Arbeitsorganisation

Gesundheitsförderliche Arbeitsorganisation kann durch die Bereitstellung verschiedener sozialer Ressourcen, wie Anerkennung, Feedback, Fairness, Integrität sowie Fürsorge, aber auch der korrekten Bereitstellung aufgabenbezogener Ressourcen mit einer klar festgelegten Rollenverteilung, klaren Zielvorgaben, angemessener Information und Unterstützung sowie Bereitstellung der erforderlichen Mittel zur Aufgabenerfüllung gelingen.

Gesundheitsförderliche Gestaltung des Arbeitsumfeldes

Das Arbeitsumfeld sollte so gestaltet sein, dass es möglichst frei von Störungen und Behinderungen ist. Außerdem ist die Versorgung mit passender Infrastruktur und Arbeitsmittel sowie ein gutes soziales Klima gesundheitsförderlich.

Wirkung gesundheitsförderliche Führung auf die Grundbedürfnisse und personalen Ressourcen

Durch bedürfnisorientierte und gesundheitsförderliche Arbeitsgestaltung können Führungskräfte Grundbedürfnisse wie Bindung, Selbstwerterhöhung und -schutz, Orientierung und Kontrolle sowie Zufriedenheit befriedigen. Damit tragen sie zur Stärkung der personalen Gesundheitsressourcen Optimismus, Resilienz, Hardiness, Kohärenz, Kontrollerleben und Selbstwirksamkeit bei.

Quelle:

Struhs- Wehr, K. (2017). Betriebliches Gesundheitsmanagement und Führung. Gesundheitsorientierte Führung als Erfolgsfaktor im BGM. Wiesbaden: Springer Verlag.